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Danke o2

Die Kurzfassung: Wenn man o2 seine neue Adresse mitteilt, kostet das 1,29 EUR. o2 nennt das “Adressrecherche”. Die erste Frage, die o2 stellt, wenn man sich darüber beschwert, lautet: “Bitte senden Sie uns daher zusammen mit Ihrer Anfrage die folgenden Informationen per E Mail: Ihre aktuelle Adresse”

OK, das war unfair. Die Kurzfassung wird o2 in keinster Weise gerecht. Fairer ist eine Langfassung. Für die erste Reaktion hat o2 schließlich auch lange 6 Wochen gebraucht.

Alles fing damit an, dass ich umgezogen bin. Dass ich noch einen alten o2-Handyvertrag hatte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt zwar noch, es stand aber sicher nicht auf Platz eins meiner mentalen to-do-Liste, o2 meine neue Adresse mitzuteilen. Wozu auch: per Post hatte ich das letzte Mal von diesem Vertrag gehört, als er noch unter der E-Plus-Marke “Base” lief. Ich hatte den Vertrag, bei dem man seinerzeit nach Belieben “Flats” fürs Telefonieren, SMSen und Surfen dazubuchen und wieder abbestellen konnte, schon vor Jahren auf Null gesetzt und ihn seitdem auch nicht wieder aktiviert.

Zum Glück gibt es den Nachsendeauftrag der Deutschen Post, der nicht nur dafür sorgt, dass Briefe den Weg in den neuen Briefkasten finden, sondern die neue Adresse auch gleich an die Unternehmen weitergibt, die auch schon die alte Adresse in ihrer Datenbank haben (Datenschutzrechtlich ist das Verfahren durchaus streitbar, zumal die Post auch als Adresshändler auftritt, aber das ist ein anderes Thema).

o2 bekam die neue Adresse also durch die Deutsche Post mitgeteilt und konnte meine Vertragsdaten aktualisieren. Weil Aktualisieren aber so ein langweiliges Wort ist und vor allem so gar nicht nach einer Leistung klingt, für die man sich doch auch Geld nehmen könnte, deklarierte das Telekommunikationsunternehmen den Vorgang einfach um:

“Adressrecherche” – ja, das klingt gut. Und natürlich der Hinweis, dass man sich für den Auftrag bedanke, den man gerne entgegen genommen habe, das macht die Sache doch erst richtig rund. Übrigens nicht nur bei mir: googelt man nach o2 und Adressrecherche findet man zig Beispiele von Menschen, die hier für einen Auftrag zu Kasse gebeten werden, den sie gar nicht erteilt haben. Auch im Kundenforum von o2 häufen sich hierzu die Beschwerden. o2 selbst reagiert dabei stets kulant und erklärt, den Betrag mit der nächsten Rechnung wieder gutzuschreiben. Dies geschieht natürlich nur, wenn der Kunde sich aktiv beschwert. Tut er es nicht, kassiert o2.

Ich habe mich beschwert und im gleichen Zug meinen Vertrag per E-Mail gekündigt. Mit einem Unternehmen, dass so mit seinen Kunden umgeht, möchte ich nichts zu tun haben. Von o2 wurde die Kündigung zunächst sehr ruhig aufgenommen. Sehr ruhig sogar, ich bekam nämlich gar keine Reaktion. Auch auf Nachfrage hin: Schweigen. Bis sich o2 nach sechs (sechs!) Wochen dann doch meldete: Man wolle mein Anliegen gerne bearbeiten, aus Sicherheitsgründen bräuchte man allerdings dafür unter anderem – lachen Sie nicht – meine Adresse.

Die Frage, ob das dann noch einmal 1,29 Euro kosten würde, habe ich mir verkniffen. Auch den Hinweis, dass es wieder mal interessant ist, wie schnell man online einen Vertrag abschließen kann, wie kompliziert es aber ist, ihn online wieder zu kündigen. Statt dessen habe ich o2 die gewünschten Daten geschickt. Zweieinhalb Wochen ist das nun her. Passiert ist seitdem: nichts. Es bleibt also spannend.

Aktualisierung 23. März:

Wie naiv ich war! Sechs Wochen sollen lang sein? Nicht für o2. Heute, inzwischen also fast auf den Tag genau fünf Monate (!) nachdem ich mich bei o2 beschwert habe und dreieinhalb Monate, nachdem o2 mich bat, ich möge Ihnen doch bitte meine Adresse mitteilen, damit sie meine Beschwerde hinsichtlich der Recherche derselben bearbeiten können, hat sich o2 wieder gemeldet – mit der Bitte, ich möge doch meine Adresse mitteilen.

Aktualisierung 4. April:

Ein halbes Jahr – so lange hat es gedauert, bis o2 mit die Kündigung bestätigt hat. Zwar werde ich in der entsprechenden E-Mail mit “Herr Schmidt” angeschrieben und auch sonst wirft o2 noch einiges durcheinander, aber unterm Strich scheine ich es hinter mir zu haben. Zumindest hoffe ich das. Kann natürlich auch sein, dass ein gewisser Herr Schmidt demnächst nicht mehr telefonieren kann …

In diesem Sinne, danke o2!

 

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Hi Felix, ich hab übrigens auch einen von 3 Verträgen bei o2 gekündigt ( man hat mit Datenraten auf einer Laptop-Flat geliefert, die ganz stark an die Zeiten des 56k Tröt Modems der 90er Jahre angelehnt sind. Ich musste anschließend übrigens 2.5 Monate auf eine Kündigungsbestätigung warten. Die Zeiten in der Hotline Warteschleife haben sich auf 145 min summiert. Dass ich auf meiner to-do Liste für 2017 die Kündigung der anderen beiden Businesstarife gesetzt habe, versteht sich ja von selbst.

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