Tresenweisheiten

Autobahn-Party

Ein seltsamer Ort war es ja doch, den sich die Jungs und Mädels für ihre Party ausgesucht hatten: eine Autobahnraststätte irgendwo auf der A96 zwischen München und Leutkirch.

Es war gegen halb elf, als ich mit beinahe trockenem Tank und nervös-feuchten Händen gen Tanksäule rollte. Von außen wirkte alles ruhig, fast schon gespenstisch. Ich war sicher: wäre hier auch geschlossen, ich würde es nicht noch einmal bis zur nächsten Tanke schaffen. (Zwei geschlossene hatte ich schon hinter mir).

Drinnen allerdings steppte der Bär. Oder der Werner. So meine ich es jedenfalls aus den Liedern herausgehört zu haben. Gesungen wurden die von ungefähr zwölf Männern und Frauen, die sich um die paar einsamen Stehtische im Innenraum der Tankstelle gruppierten.

Offensichtlich mit sehr viel Spaß! Es wurde gesungen, gelacht und sogar ein wenig getanzt. Und während ich so mein Portemonnaie zückte, um zu bezahlen, war ich direkt versucht, einfach mitzufeiern. Langsam dämmerte es mir: so ein seltsamer Ort war es eigentlich gar nicht, den dieses feiernde Dutzend sich für die Party ausgesucht hattte! Im Gegenteil: wo sonst kann man ständig mit potenziellem Gästenachschub und immer neuen, spannenden Geschichten rechnen?

An der Autobahnraststätte!
Wo versammelt sich schließlich irgendwann alles, von jung bis alt, von Fiesta bis Ferrari? Tanken müssen sie schließlich alle!

Ich war schon wieder auf der Strecke, als ich diesen Gedanken fertig sortiert hatte. Wie ein Blitz traf ich die Erkenntnis! Es gibt kaum einen besseren Ort! Fast hätte ich umgedreht (und wäre als Geisterfahrer in die Verkehrsfunk-Annalen eingegangen). So faszinierend schien mir plötzlich der verwegene Plan der Raststätten-Feierer.

Doch vermutlich hätte ich es kaum heil zurück geschafft, so gegen den Strom. So schlau war ich noch. Ich mich also noch eine Weile gedulden müssen, his ich zu ihnen stoßen kann. Immerhin: nächste Woche fahre ich wahrscheinlich nach Heidelberg. Wieder ein ganzes Stück Autobahn. Dieses Mal werde ich schlauer sein …

In diesem Sinne, bis zur nächsten Feier!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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