Beziehungsweise Frauen

Bettnachbarn

Vielleicht denke ich zu weit. Vielleicht sollte ich erst mit der Frau sprechen, bevor ich sie mir neben mir auf dem Kissen liegend vorstelle. Trotzdem ging mir genau das durch den Kopf, als ich heute mittag am Marienplatz in einem Cafe gesessen hab: wie wäre es wohl, neben ihr aufzuwachen? 

Wie würde sie ungeschminkt aussehen? Wie nur in einem T-Shirt bekleidet? Wie geschminkt, aber nach einer Nacht in meinem Bett?
Trinkt sie Kaffee oder Tee zum Frühstück? Was sagt sie, wenn ich mich morgens erstmal hinter meiner Zeitung vergrabe? Oder wenn ich keine Zeit habe, weil ich einfach mal für mich sein möchte?

Ich glaube, je älter wir werden, desto schwieriger wird es, sich zu verlieben. Nicht weil wir immer besser wissen, was wir wollen, sondern vielmehr, weil wir immer besser wissen, was wir nicht wollen. Je mehr Beziehungen wir hinter uns lassen, desto besser wissen wir, was nicht funktioniert, oder zumindest, mit welchen Eigenschaften und Eigenarten wir nicht klar kommen. 

Vielleicht denke ich zu weit, aber jünger wird keiner von uns. Ich habe einfach keine Lust mehr, Zeit zu verschwenden mit Flirts, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. 

Doch: ist eine solche Sicht wirklich realistisch? 
Kann man rational entscheiden, in wen man sich verliebt? Sollte man rational entscheiden, in wen man sich verliebt?

Vermutlich nicht – und das ist gut so.
Man kann das Verlieben erschweren, es heraus zögern. Man kann versuchen, das Ganze rational zu fassen, es zu steuern. Doch Erfolg wird man damit vermutlich nicht haben. Man kann sich darüber ärgern, doch ändern wird man es nicht.

Ich kann am Marienplatz sitzen und mir sagen, dass Sie es nicht sein wird. Letztlich aber hoffe ich, dass ich damit nichts ändern werde. Denn wenn Sie es trotzdem ist, möchte ich der letzte sein, der Ihr im Weg steht.

In diesem Sinne, nur Mut!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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