Ravensburg ist anders als Berlin. Zugegeben, das ist kein besonders geschickter Anfang. Ravensburg ist anders als Berlin, das ist nichts neues. Geschickter wäre ein unerwarteter erster Satz gewesen.
Etwa die Behauptung, Ravensburg sei letztlich genau wie Berlin. Dass auch hier die selben coolen Kiddies rumlaufen, die (trotz Verbot) ihren Alk rund um den Marienplatz trinken und dabei coole Musik aus coolen Handylautsprechern hören. Weil auch hier die Busfahrer Sätze brüllen wie “im Bus wird nicht gegessen” und es auch hier nervige Straßenmusiker gibt, die von Kneipe zu Kneipe ziehen.
Aber das sind Kleinigkeiten. Banalitäten, die am Ende doch nicht verbergen können, dass Ravensburg eben doch ganz anders ist als Berlin.
In Berlin käme zum Beispiel niemand auf die Idee, das Stadtwappen trophäengleich als Flagge am Auto zu montieren. Oder einmal im Jahr fünf Tage lang in mittelalterlicher Tracht trommelnd durch die Gegend zu laufen (Rutenfest).
Ravensburg ist anders als Berlin, und ich muss zugeben: ich fühle mich noch immer fremd. Die letzte Woche habe ich fast nur gearbeitet. Freiwillig, denn mein Job hier macht wirklich Spaß.
Jetzt ist Wochenende, und ich bin fast überfordert mit der vielen freien Zeit. Vorhin war ich ein (drei) Feierabendbier trinken. Ich habe den (schwäbischen) Gesprächen um mich herum gelauscht, mit einer Russin im Bus geflirtet und mich gefragt, wie lange es dauert, bis ich so richtig angekommen bin. Kann man überhaupt richtig ankommen, wenn man doch weiß, dass man in einem halben Jahr schon wieder weg ist?
In diesem Sinne, gute Reise!
Man kann! Vielleicht sogar besser, wenn man auch weiss, dass es nach 6 Monaten rum ist. Schwierig waere es doch, wenn es nach 6 Monaten vorbei ist und man es vorher eben nicht wusste. Man vertröstet sich doch selber schnell mit “ach das hat noch zeit”. Gutes integrieren, eine Lebensaufgabe, wie ich erfahren durfte.