Zum Glück haben wir uns nicht beschwert. Das wäre dann mindestens so peinlich gewesen wie die Situation ein paar Tage später, als wir an der Rezeption die fehlende Kaffeekanne reklamierten und daraufhin darüber aufgeklärt wurden, dass diese Maschine den Kaffee becherweise aufbrühe. Daher stünde neben der Maschine auch keine Kanne, sondern die zahlreichen Pappbecher.
Dass Mini-Kaffeemaschinen in amerikanischen Motels ebenso üblich sind wie Mikrowellen und Kühlschränke, wussten wir zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht. Es interessierte uns auch nicht sonderlich. Wir hatten gerade eine kleine Weltreise von Karlsruhe nach Frankfurt, von Frankfurt nach Atlanta und von Atlanta nach Los Angeles hinter uns und wollten eigentlich nur noch schlafen. Und vielleicht noch kurz duschen.
Eben das ging aber nicht. Egal in welche Richtung wir den Hahn drehten, es wollte einfach kein Wasser fließen. Kein kaltes Wasser, kein warmes Wasser. Ob es irgendwo einen Hauptschalter gibt, überlegte ich? Oder sonst einen Trick? Egal was ich versuchte, der Wasserhahn blieb trocken.
Andererseits war es irgendwie auch egal. In L.A. war es nun gegen zehn Uhr abends, in unseren Köpfen, die immer noch nach deutscher Zeit tickten, sieben Uhr morgens. Am nächsten Tag würden wir ohnehin das Zimmer wechseln. Da unsere Reservierung verschlampt worden war, hatte man uns in der ersten Nacht nur noch in einem Raucherzimmer unterbringen können – und das tat alles, um seinem Namen gerecht zu werden. Ich glaube, ich habe noch nie in einem derart nach kaltem Qualm stinkendem Zimmer übernachtet.
Wie gesagt, zum Glück haben wir uns nicht beschwert. Die Dusche war nämlich gar nicht kaputt. Das lernte ich im nächsten Zimmer, wo ein dezentes „Pull“ (Herausziehen) über dem Wasserhahn dessen Funktionsweise erklärte – und uns zugleich eine erste Lektion zum Thema „amerikanische Duschen“ verpasste.
So wie sich jeder Bezirk seine eigene Wahlmethode leistet – Kreuzchen, Lochkarten, Hebel, Linie verbinden, usw. – so scheint sich auch jedes Motel eine eigene Duschmechanik zu leisten.
Es gibt Hähne, die man herausziehen muss, aber auch welche, zum Reindrücken. Manchmal muss kaltes und warmes Wasser über zwei separate Hähne kombinieren, dann wieder gibt es Wasserhähne, die den in Deutschland üblichen Einrichtungen zwar optisch ähneln, aber ganz anders funktionieren. Statt einen Hebel von der Wand weg zur drücken und über eine Drehung nach rechts oder links die Temperatur einzustellen, muss man diese Hebel zuerst einmal halb um die eigene Achse drehen, damit überhaupt Wasser fließt. Die Temperatur stellt man anschließend ein, indem man den Hahn mehr oder weniger weit weiter aufdreht.
Wir haben im Laufe unseres Roadtrips durch den Westen der USA zahlreiche beeindruckende Landschaften gesehen und unzählige tolle Eindrücke gesammelt. Wir sind durch Wüsten gewandert und haben die komischten Menschen getroffen. Eines blieb aber bis zuletzt eine große Herausforderung: Wie die Dusche in unserem jeweiligen Motel funktioniert.
In diesem Sinne, immer schön sauber bleiben!
Man lernt nicht aus, Felix! Und schon bald kannst Du ein Buch darüber schreiben „Handhabung der Wasserhähne rund um den Globus“ :)
So ein Buch würde ja allen anderen Menschen den Spaß nehmen, es selbst herauszufinden … ;-)