Webwelten

Stöckchen (Web 2.1)

Ich bin doch kein Hund! Oder doch? Die meisten Blogger scheinen sich zumindest hin und wieder so zu fühlen. Sie holen Stöckchen, und wenn sie dazu gerade keine Lust haben, lassen sie sich auf einer eigens dafür existierenden Internet-Plattform blödsinnige Fragen stellen.  Komisch, sagt Ihr? Sehe ich genau so. Vielleicht habe ich aber auch einfach die Entwicklung des Web 2.0 zum Web 2.1 verschlafen. Und vielleicht bin ich ja auch einfach nur neidisch, dass mir niemand ein Stöckchen zuwirft.

In meinem Bekanntenkreis gibt es nicht so viele Menschen, die bloggen. Das mag am Alter liegen. Der Otto-Normal-Blogger, zumindest die meisten davon, ist nämlich zwischen 13 und 29 Jahren alt, wobei die Mehrheit davon wiederum zwischen 13 und 19 Jahren alt ist – so jedenfalls das Ergebnis diverser Studien.

Klickt man sich eine Weile durch die zahllosen Blogs, die mittlerweile das WWW bevölkern, scheinen diese Studie die Realität recht gut abzubilden. Und noch etwas fällt auf: Diese junge Blogger-Generation nutzt das Bloggen deutlich interaktiver als ich das tue. Zum Beispiel indem sie Stöckchen werfen. Das hat nämlich nicht wirklich etwas mit Hunden zu tun. Wenn ein Blogger ein Stöckchen aufnimmt, meint das nichts anderes, als dass er etwa einen Fragebogen aufgreift und beantwortet, den irgendwer anderes in die Welt gesetzt hat.

Fragebögen sind übrigens ein gutes Stichwort. In den letzten Monaten ist eine Seite mit dem blödsinnigen Namen „Formspring.me“ immer beliebter geworden. Die bietet einen seltsamen Service: Einmal angemeldet kann man sich anonym befragen lassen und die Antworten optional auch noch bei Twitter, Facebook und Co einlaufen lassen.

Seltsam? Nun ja, Bloggen hat ja per se schon etwas narzistisch-Exibitionistisches – so gesehen ist Formspring.me nur konsequent. Dass es trotzdem an mir vorbeigegangen ist, hat vermutlich auch einen ganz einfachen Grund: Ich bin zu alt! Mit 30 passe ich eben nicht mehr in das 13-29-Raster. Kein Wunder, dass mir niemand mehr ein Stöckchen zuwirft!

In diesem Sinne, machs gut, Bello!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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