B. ist HIV positiv. Er geht damit recht entspannt um, auch wenn man ihm ansieht, dass es ihm nicht immer gut geht. Seine Händedruck ist dennoch überraschend fest. Manchmal macht er sogar Witze über die Krankheit. Ich bewundere ihn dafür.
Trotzdem war ich froh, meinen Block zu haben. Wenn ich schreibe, fällt es mir leichter, solche Dinge zu verarbeiten. Und selbst wenn ich nicht schreibe, tut es gut, wenigstens den Stift in der Hand zu halten. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich den Kuli zwischen den Fingern balanciere, als wäre er eine Zigarette. Das ist in so fern interessant, weil ich gar nicht rauche.
Ein bekannter Fotograf, der viel in Kriegs- und Krisengebieten unterwegs war, hat einmal gesagt, das Fotografieren schirme ihn von der Wirklichkeit ab. Anders könnte er all das Leid und die Grausamkeit gar nicht ertragen. Die Linse seiner Kamera sei da wie ein Filter, der die Realität erst erträglich macht.
Ich sehe mich mehr als Schreiber und erst in zweiter Linie als Fotograf. Der Vergleich Block-Filter ist auch nicht so schön, wie die Gegenüberstellung von Kamera-Linse und Filter. Trotzdem: Mir hilft der Stift in der Hand. Ohne darüber schreiben zu können, wäre ich vor neun Jahren nicht nach Mazedonien und in das Kosovo gegangen. Nach dem Tsunami vor vier Jahren in Südostasien hätte ich die Vermisstenmeldungen an der Thannon Khao San in Bangkok ohne Schreibblock sicher nicht durchblättern können.
Manchmal finde ich diese Abhängigkeit beängstigend. Meist beruhigt sie mich aber. Vielleicht sollte ich mal was darüber schreiben.
In diesem Sinne, danke fürs Lesen!
Lieber Felix,
ich glaube das nennt man Professionalität…. “Arbeit ist Arbeit und nichts was man an sich ran lassen darf!” Meistens ist dies sehr wichtig und gut für uns, aber manchmal sollten wir auch versuchen mehr auf unsere Gefühle zu hören und die Professionalität einfach mal vor die Tür schicken…!
Liebe Grüße
Gesine