Wenn früher ein Indianer mit seinem Pferd auf eine Reise ging und nach mehreren Tagesritten irgendwo ankam, setzte er sich erstmal eine Weile ins Gras, bevor er sich vor Ort dem eigentlichem Zweck seiner Reise widmete.
Der Grund: nachdem sein Körper dank dem Pferd sehr schnell von A nach B gekommen war, wollte der Indianer nun seiner Seele die Gelegenheit geben, nachzukommen.
Seit eineinhalb Monaten bin ich nun in Ravensburg, doch manchmal kommt es mir vor, als sollte auch ich mich einmal für einige Augenblicke ins Gras setzen.
Es ging schnell in den letzten Monaten: erst der einigermaßen überstürzte Wegzug aus Berlin, einige Tage Zwischenstopp in Wuppertal bei meinen Eltern, weiter nach Konstanz und dann, nach drei Wochen, der Wechsel hierher. Noch immer fehlt mir beim Schlendern durch die engen Gassen das Gefühl, nun hier zu Hause zu sein. Am heimischsten fühle ich mich interessanterweise in meinem Auto.
Das ist gleich doppelt seltsam: einerseits, weil ich den Wagen erst besitze, seit ich aus Berlin weggegangen bin. Zum anderen ist so ein Auto um einiges schneller als ein Pferd. Je mehr ich unterwegs bin, desto schwerer dürfte es also meiner Seele fallen, mich zu finden.
Andererseits: wenn ich mich schon ins Gras setze und warte, dann möchte ich das doch wenigstens mit guter Aussicht tun. Zum Beispiel mit Blick auf die Weinberge, die an vielen Stellen das Ufer des Bodensees säumen. Zum Beispiel wie oben auf dem Bild nahe Uhldingen-Mühlhofen. Dort war ich nämlich gestern.
In diesem Sinne, Gruß vom Bodensee!