Gedankenwelten

Gut konserviert

Wenn es nach meiner Redaktion geht, ist das Fertigchili schuld. Das kaufe ich mir hin und wieder im nahen Supermarkt für die Mittagspause. Auf der Verpackung steht etwas von scharf, aber das ist gelogen. Vermutlich stimmt daher auch das mit dem „ohne Konservierungsstoffe“ nicht – zumindest würde es einiges erklären.

Die Konservierungsstoffe in dieser bösen Fertignahrung sind es nämlich, die mir Viren und Bakterien vom Leib halten. Davon sind zumindest meine Kollegen überzeugt. Auch wenn sie das Fertigchili natürlich rigoros ablehnen.

Das letzte Mal krankgeschrieben war ich vor ziemlich genau zwölf Jahren. Damals war ich bei der Bundeswehr und hatte mir einen Zeh gebrochen. Für den Bundeswehrarzt Grund genug, um mich volle zwei Wochen „kzH“ zu schreiben. Ein unter wehrpflichtigen Soldaten begehrter Statuts, denn die Abkürzung „kzH“ steht für „krank zu Hause. Das Gegenteil dazu ist „krank auf Stube“, was bedeutet, dass man im 80cm breitem Doppelstockbett in der Kaserne zu gesunden hat (beliebte Methode, vermeintliche Simulanten schnell wieder auf die Beine kommen zu lassen). In meinem Fall hätte das keinen Sinn gemacht: wie hätte ich mit dem gebrochenen Zeh auch alleine zurück in die Kaserne kommen sollen?

Seitdem war ich nicht mehr krankgeschrieben. Das hängt wohl auch mit meiner wohl typisch-männlichen Abneigung gegenüber Arztbesuchen zusammen. Außerdem scheine ich mit einem ganz guten Immunsystem gesegnet zu sein. Wenn es mich erwischt, ist es meist schnell wieder vorbei. Nur mit dem Fertig-Chili kann das eigentlich nicht zusammenhängen, denn das habe ich zum einen erst vor eineinhalb Jahren entdeckt, zum anderen esse ich es viel seltener, als meine Kollegen es mir weismachen wollen.

Außerdem hätte ich dann die vergangenen zwei Wochen nicht mit einer Erkältung zu kämpfen gehabt, die bis heute noch nicht ganz wieder verschwunden ist. Ich fürchte sogar, ich habe sie bei der Arbeit aufgeschnappt und habe sie dort – weil ich mich wieder mal nicht habe krankschreiben lassen – auch gleich artig weitergegeben. Andererseits scheinen gerade alle möglichen Leute krank zu werden. Auch die, die ich schon seit Monaten nicht gesehen habe.

Vielleicht liegt es also derzeit einfach in der Luft – oder liegt es an einem Mangel an Fertigchili?

In diesem Sinne, guten Appetit!

PS: Das Foto zeigt natürlich kein Fertigchili, sondern eine Geburtstags-Chili-Orgie bei einer Freundin vor ein paar Jahren. Besagte Freundin war damals gerade aus der schönen Sonntagstraße in Berlin-Friedrichshain weggezogen – und das obwohl keine Straße besser zu ihr gepasst hat als diese. Aber das nur am Rande.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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