Zeitreisen

Geschlossen

Das Licht war noch da, aber die Liegestühle waren weg. Und selbst das mit dem Licht war eher Zufall, denn eigentlich war der freundliche Mann hinter der Theke gerade dabei, noch schnell die letzten Gläser wegzuräumen, bevor er zumachte.

Uns hat er trotzdem noch jedem ein Bier verkauft. Wir hatten Glück, wären wir zehn Minuten später gekommen, hätten wir glatt das Ende des Sommers verpasst – die Strandbar hätte ohne uns das letzte Mal für dieses Jahr geöffnet gehabt.

Es ist komisch, wie sich bestimmte Zeitabschnitte rückblickend auf einige wenige Augenblicke zusammendampfen. Diesen Sommer war ich vielleicht fünf oder sechs Mal in der Strandbar im Paradies (der Stadtteil am Seerhein heißt dort wirklich so). Trotzdem habe ich den Verdacht, dass diese wenigen Abende in meiner Erinnerung einmal unter anderem stellvertretend für den Sommer am See 2009 stehen werden.

In meinem Kopf tummeln sich eine ganze Reihe, solcher Erinnerungen. Manchmal sind es mehrere Tage, dann wieder nur wenige Sekunden, die trotzdem irgendwie typisch für eine ganze Lebensphase waren. Das Traurige dabei ist: In dem Moment, wo sich so ein Gedankensplitter geformt hat, ist das dazu passende Äquivalent in der Realität normalerweise endgültig vorbei und Vergangenheit – geschlossen quasi. Aber das ist wohl der Fluch einer jeden schönen Erinnerung: Sie liegt nun einmal ihrer Natur entsprechend in der Vergangenheit.

In diesem Sinne, schönen Gruß an Früher!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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