Andere bekommen zwei Mal im Jahr eine Grippe. Bei mir ist es schlimmer. Ich bekomme mindestens zwei Mal im Jahr Reisefieber.
Manchmal helfen Reiseführer dagegen. Selbst als ich noch im Drei-Monats-Rhythmus umgezogen bin und praktisch alle meine Bücher in Kisten im Keller meiner Eltern eingelagert waren, hatte ich immer eine Minimaldosis Reiseliteratur dabei. Denn obwohl wenn ich Reiseführern nur bedingt traue, finde ich es manchmal einfach großartig, mich von ihnen inspirieren zu lassen. Und wenn es nur mit dem Finger auf der Landkarte ist oder beim Nachlesen bereits bereister Routen.
Wie es sich für eine ordentliche Droge gehört, muss man allerdings die Dosis regelmäßig steigern. Erst gestern zum Beispiel habe ich mir einen Reiseführer für Indien gekauft. Dort war ich noch nicht, und ich überlege, dieses Jahr dorthin zu fliegen. Zumindest habe ich darüber nachgedacht. Wenn ich meinen Haupturlaub nämlich wie geplant im Spätsommer nehme, müsste ich allerdings in weiten Teilen des Subkontinents damit rechnen, vom Monsunregen weggeschwemmt zu werden.
Nicht dass mich solche Wetterwidrigkeiten aufhalten könnten. Trotzdem ist es natürlich eine gute Gelegenheit, diverse weitere Reiseführer aus dem Regal zu ziehen und ausgiebig nach möglichen Alternativen zu suchen.
Wird man eigentlich mit Fernwehen geboren? Ich benutze bewusst dieses Wort, denn Fernwehen sind etwas anderes als bloßes Fernweh. Anders als Fernwehen ist Fernweh ist unabhängig von der tatsächlichen Reise. Man kann es verdrängen oder betäuben. Fernwehen – oder auch: Reisewehen – dagegen kommen mit einer ganz anderen Wucht. Und sie verschwinden erst nach der Geburt wieder: wenn die Reise tatsächlich begonnen wird.
In diesem Sinne – hallo große, weite Welt da draußen!