Mitmenschen

Kaufrausch

Am Anfang war das Missverständnis. Haltet mich für ignorant oder weltfremd, aber ich habe wirklich geglaubt, dass es in Metzingen so etwas wie ein Outlet-Einkaufszentrum gibt. Also ein großes Gebäude, in dem sich Geschäfte von Boss, Armani und Co aneinanderreihen – wie man das eben von einem Einkaufszentrum kennt. Wenn von der “Outlet-City” die Rede war, habe ich wirklich immer “Outlet-Store” verstanden (sprecht beides mal schnell aus, dann liegen beide Worte gar nicht so weit auseinander).

Nun, es ist anders. Ich habe zwar auch vereinzelt normale Einfamilienhäuser in Metzingen gesehen, im Großen und Ganzen scheint der kleine Ort aber fast ausschließlich aus Geschäften zu bestehen. Kein Einkaufszentrum also, sondern eine Einkaufsstadt.

Das ist allerdings nicht alles, was ich an diesem Wochenende gelernt habe. Bisher unbekannt waren mir zum Beispiel auch “Einkaufsnummern”. Die bekamen wir direkt im ersten Geschäft in die Hand gedrückt. “Die Nummer brauchen Sie, wenn Sie etwas kaufen wollen.”, sagte der Mann am Eingang. Denn einfach etwas aus dem Regal nehmen und bezahlen, das funktioniert bei Prada natürlich nicht. Vielmehr informiert man das Personal über den Kaufwunsch, dann wird das gewünschte Produkt aus dem Lager geholt, an der Kasse hinterlegt und dem Kunden nach Hinterlegung einer entsprechenden Summe ausgehändigt.

Dafür muss man sich übrigens nicht einmal richtig anziehen. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Männer im Trainingsanzug gesehen wie in Metzingen. Jogginghose, Trainingsjacke – und Armani-Tüte, das scheint ein gängiger Look zu sein in der Outlet-City. Eines habe ich allerdings schmerzlich vermisst: die Sitzbank neben der Damenanprobe. Die gab es praktisch nirgendwo. Aber man kann eben nicht alles haben.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Shoppen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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