Sie war viel stabiler, handlicher und man musste nicht mehr mit der Schere daran rumschnippeln, wenn man die gesamte Speicherkapazität nutzen wollte. So gesehen war die 3,5-Zoll-Diskette ein gewaltiger Fortschritt gegenüber der 5 1/4-Zoll-Version. Außerdem bot die kleinere Diskette mehr Platz: 1,44 Megabyte Daten konnte sie aufnehmen.
Lächerlich, wenn man bedenkt, dass heute schon ein durchschnittliches Handyfoto mehr Speicherplatz benötigt. Damals allerdings wurden Fotos a) noch auf Film und b) erst recht nicht mit dem Telefon aufgenommen. 1,44 Megabyte waren daher gar nicht so schlecht. Nervig war nur das permanente Wechseln der Datenträger, wenn man ein größeres Programm installieren wollte – im Falle von Microsoft Office hieß das, 28 Mal Diskette rein, warten, Diskette raus, usw.
Im Keller meiner Eltern, wo ich als Jugendlicher mein Zimmer hatte, habe ich kürzlich einen ganzen Berg alte Disketten gefunden. Gestolpert bin ich dabei vor allem über die Vielzahl der unterschiedlichen Sicherungsdisketten, die ich von meinen privaten Daten gemacht habe. Ein Teil der Beschriftungen kommt mir bekannt vor, es sind Namen von Kurzgeschichten oder sogar ganze Buchentwürfe, an denen ich mich damals versucht habe. Bei wieder anderen weiß ich beim besten Willen nicht mehr, was dahinter steckt. Was zum Beispiel verbirgt sich wohl hinter “/Felix/Temp”? Oder welche Dokumente habe ich unter “/Buch/Hafen” abgespeichert?
Herausfinden werde ich es wohl nicht mehr – wer hat schon noch ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk? Ganz abgesehen davon, dass ich damals regelmäßig die Textverarbeitung gewechselt und eine Zeit lang sogar mit einem selbst programmierten Mini-Programm gearbeitet habe, bei dem die Texte zwar nicht formatiert werden konnten, sie dafür aber beim Speichern gleich verschlüsselt wurden. (Zugegeben: kein komplizierter Code, trotzdem frage ich mich heute manchmal, wie ich so etwas damals selber überhaupt schreiben konnte – heute bekäme ich das sicher nicht mehr hin.)
Zu meiner eigenen Beruhigung gehe ich davon aus, dass ich keine wirklich wichtigen Daten einfach nur auf einer Diskette gespeichert und nie per CD-ROM auf die diskettenlosen Folgecomputer übertragen habe. Sicher weiß ich das aber nicht. Die Chance, dass in 100 oder mehr Jahren mal ein findiger Forscher auf einen alten und längst vergessenen Text von mir stößt und mich posthum zum literarischen Genie erklärt, ist aber vermutlich ohnehin eher gering. Außerdem heißt es doch immer: was man ein Jahr in den Keller packt und dann nicht vermisst, das kann man auch getrost wegwerfen.
In diesem Sinne, adios alte Disketten!