Zeitreisen

Lochalterung

Elf Jahre sind eine lange Zeit für ein T-Shirt, das muss man einfach mal hinnehmen. Um so beeindruckender, wenn es dann immer noch so heil ist, dass man zumindest darin schlafen kann.

In der Öffentlichkeit sollte ich es aber vielleicht nicht mehr tragen. Dafür sind die kleinen Löcher dann doch zu gr0ß. Und mal unabhängig davon: Wirklich ansehnlich sind die olivgrünen-Bundeswehrsachen auch brandneu nicht gewesen.

Es waren genau drei T-Shirts, die wir damals bekommen haben. Zusammen mit einem ganzen Berg anderer Sachen, deren Funktion sich mir zumindest bei manchen Dingen bis heute nicht erschlossen hat. Dabei ist es bald zehn Jahre her, dass ich die Redaktion der “Zeitschrift Luftwaffe” das letzte Mal verlassen habe. Die Grundausbildung, bei der besagte T-Shirts noch täglich gefordert wurden, liegt sogar noch weiter zurück. Seit meiner Entlassung schlafe ich nur noch darin, ohne weiter darüber nachzudenken. Vielleicht ist das der unheimliche Teil an der ganzen Sache.

Ich habe nicht wirklich viele Kleidungsstücke, die mich über zehn Jahre oder sogar länger begleitet haben. Etwas über zehn Jahre im Kleiderschrank zu haben, ist komisch – selbst dann, wenn es mehrere verschiedene Kleiderschränke waren. Wer zehn Jahre zurückblicken kann, ohne dafür das T-Shirt wechseln zu müssen, der ist alt. So deutlich muss man es wohl sagen. (An dieser Stelle bitte keine Sprüche über mangelnde Hygiene – Ihr wisst doch, wie ich es meine).

Vielleicht ist es objektiv gesehen nur logisch, dass auch ein olivgrünen T-Shirt irgendwann löchrig wird und zerfällt. Ich persönlich finde es trotzdem bemerkenswert. Nicht, weil mir das Shirt so viel bedeutet, sondern einfach nur deshalb, weil mir mal wieder bewusst wird, dass weder Zeit noch T-Shirts stillstehen.

In diesem Sinne, auf die nächste Dekade!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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