Autofahren in den USA ist anders. Ganz anders. Das fängt schon damit an, dass es kein Rechtsfahrgebot gibt. Nähert man sich einer der größeren Städte, wo aus einer oder zwei Spuren gerne mal sechs, acht oder zehn werden, muss man sich erstmal daran gewöhnen, permanent sowohl links als auch rechts überholt zu werden. Zumindest dann, wenn man als Ausländer und Mietwagenfahrer versucht, sich einigermaßen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten.
Eben diese sind in den USA eher konservativ. Erlaubt sind außerorts normalerweise maximal 65, manchmal auch 75 Meilen pro Stunde, also gerade mal 105 km/h oder 121 km/h. Das gilt auch dann, wenn es kilometerweit meilenweit ausschließlich geradeaus geht und weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen ist. Auf Schildern wird darauf hingewiesen, dass die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit auch per Flugzeug überwacht werden könnte.
Besonders schwer fällt das (für deutsche Verhältnisse) langsame Fahren allerdings nicht. Im Gegenteil: da man es ohnehin nicht eilig haben darf, gleitet man die meiste Zeit sehr entspannt dahin. Es gab Strecken, wo ich gefühlt stundenlang weder das Lenkrad noch ein Pedal berühren musste. Tempomat rein, Lenkrad auf geradeaus, fertig.
Rastplätze wie bei uns gibt es praktisch nicht (eine Ausnahme zeigt das Bild oben auf dem Highway 8 auf dem Weg von Phoenix nach San Diego). Statt dessen stehen vor Ortschaften große Hinweisschilder, auf denen die ansässigen Fast-Food-Ketten, Motel-Ketten und Tankstellen aufgelistet sind. Diese sind dann auch nicht quer über den Ort verteilt zu finden, sondern drängen sich in der Regel unweit vom Highway auf wenigen Quadratkilometern nahe der jeweiligen Ausfahrt. So etwas wie ein Zentrum haben ohnehin die wenigstens Orte im Westen der USA.
Rar sind allerdings auch Tankstellen, zumindest abseits der Städte. Während in Deutschland im Schnitt alle 50 Kilometer eine Rastanlage mit Tankstelle kommt, variiert diese Distanz in den USA teilweise erheblich. Nähert sich die Tanknadel dem letzten Drittel, sollte man also nicht lange Fackeln und tanken, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Auch, weil es alles andere als sicher ist, dass man zum Beispiel Handyempfang haben wird, wenn man denn wirklich liegenbleiben sollte.
Gewöhnungsbedürftig ist in diesem Zusammenhang die Art, wie in den USA der Benzinverbrauch eines Fahrzeuges angegeben wird. Während in Deutschland normalerweise in Litern pro 100 Kilometern gerechnet wird, rechnet man in den USA in Meilen, die pro Gallone Benzin gefahren werden können (1 Gallone entspricht 3,785 Litern). Gilt in Deutschland: je kleiner die Zahl, desto besser, ist es in den USA genau umgekehrt.
Überhaupt sollte man gut schätzen können, wenn man in den USA tanken möchte. Theoretisch reicht es zwar, beim Tanken seine Kreditkarte durch das Lesegerät der Zapfsäule zu ziehen, die Benzinart zu wählen und zu tanken. Praktisch verlangen aber immer mehr Tankstellen als zusätzliche Sicherheit die Eingabe der Postleitzahl des Wohnortes. Auf amerikanischen Kreditkarten ist die gespeichert – auf deutschen nicht. Die Folge: Man muss im Kassenhäuschen im Voraus bezahlen. Also muss man auch im Voraus angeben, für wie viel Dollar man denn tanken möchte. Nur so viel: nach drei Wochen war ich echt gut darin, dollargenau zu schätzen, wie viel Benzin wir brauchen würden, um den Tank voll zu bekommen.
In diesem Sinne, *Lino hieß übrigens unser Mietwagen – so stand es zumindest auf dem Kennzeichen.