Es war keine schöne Trennung gewesen. Für H. war sie aus heiterem Himmel gekommen. Klar hatte es hin und wieder Streit gegeben, meist wegen Kleinigkeiten. Nichts, weswegen man gleich die ganze Beziehung in Frage stellen müsste, fand H. Ihr jetzt Ex-Freund hatte das freilich anders gesehen. “Wir haben uns irgendwie auseinandergelebt”, befand er, “aber lass uns in Kontakt bleiben, OK?”
Bestimmt hundert Mal hat H. mir diese Geschichte mittlerweile erzählt. Über die Trennung ist sie, zumindest in gewisser Weise, weg. Nicht aber über diesen letzten Satz ihres Ex-Freundes. Wenn er doch in Kontakt bleiben wollte – wieso rief er dann nicht an?
Ich kenne das, und zugleich finde ich es beängstigend. Wie oft habe ich mir schon über einen einzelnen Satz, manchmal sogar ein einzelnes Wort, endlos den Kopf zerbrochen? Und wie oft habe ich wohlmöglich gedankenlos etwas daher gesagt und damit bei meinem Gegenüber ungewollt endlose Denkspiralen ausgelöst?
Natürlich sollte man, gerade bei Trennungen, wissen was man sagt. Trotzdem ist wohl gerade in derartig aufgeladenen Momenten die Gefahr recht groß, etwas zu sagen, das dann beim Gegenüber völlig anders ankommt, als es gemeint war.
Zugegeben, “lass uns in Kontakt bleiben” ist kein besonders schlauer Satz, wenn man mit jemandem Schluss macht. Aber vielleicht war er in diesem Moment ja wirklich genau so gemeint, und H.s Ex-Freund hat es sich später ganz einfach anders überlegt. Möglicherweise hatte er auch einfach Angst vor der eigenen Courage. Schluss machen, ja, aber nicht mit dieser Endgültigkeit. Ich mag diese Form der Inkonsequenz nicht, trotzdem könnte ich sie nachvollziehen. Denkbar ist auch, dass H.s Ex-Freund schlicht überfordert war und alles mögliche gesagt hätte, bloß um die Trennung für H. und damit für sich selbst leichter zu machen. “Lass uns in Kontakt bleiben” war eben das erste, was ihm in den Sinn kam.
Der Punkt ist: Wir unterstellen unseren Mitmenschen gerne, dass sie wissen, was sie tun. So überschätzen wir manchmal Sachen, die einfach nur daher gesagt wurden, suchen in hastig getippten SMS einen tieferen Sinn oder überinterpretieren einzelne Worte, die vielleicht gar nicht mit so viel Bedacht gewählt worden waren.
In diesem Sinne, Überschätzungen zumindest mit in Betracht ziehen!
Weniger denken, mehr leben!
Toller Blog. Schade nur die Sache mit dem Englisch/Deutsch-Mischmasch, gibt’s das Theme nicht in deutsch?
Sehr guter Artikel. War mir die Tage sehr hilfreich.